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Wichtige Themen unserer bisherigen, gegenwärtigen und zukünftigen Arbeit Die
Forscher'innen und Autor'inn'en im Dietrich-von-Bern-Forum
haben zu Themen aus den Heldensagen und Geschichte des
Frühmittelalters wichtige Aspekte be- und erarbeitet und
darüber veröffentlicht.
Unsere Forschungsaktivitäten: Nicht nur die direkte Erforschung der Thidrekssaga wird im Dietrich-von-Bern-Forum betrieben. Wir sind ein „Verein für Sage und Geschichte“, und als solcher beschäftigt uns auch die Geschichte, verständlicherweise schwerpunktmäßig die Geschichte der Spätantike und des Frühmittelalters — aber nicht nur. Wir gehen z. B. der Frage nach, welche Völker, Gruppen und Menschen in bestimmten Regionen Nordwesteuropas (hier insbesondere der Raum zwischen Maas, Elbe, Main und Nordsee) gelebt haben. Uns beschäftigt z. B. die Frage wie die nach dem „Reich des Samo“ und eine mögliche Beziehung zur Thidrekssaga. In der antiken und spätantiken Zeit treten plötzlich Völker und Völkchen auf wie aufleuchtende und verglimmende Sternschnuppen. Was hat es mit ihnen auf sich, was ist mit ihnen geschehen, welchen Einfluss hatten sie? Zum Beispiel die Sarmaten oder die in der Samson-Geschichte der Thidrekssaga auftretenden Völker der Turkerer, Ungerer, Swawerer und Beyerer. Wer waren sie, wo blieben sie, welche Rolle haben sie gespielt? Völker hinterlassen oft Spuren nur noch in Landschafsbezeichnungen oder wie „Gau“-Namen und geben damit ihre Existenz zu erkennen. Auch dies war Gegenstand von Untersuchungen im BERNER (z. B. Nr. 17). Auf den folgenden Seiten soll aus unseren Forschungen ein (wenn auch unvollständiger) Abriss für eine zumindest repräsentative Übersicht gegeben werden. ▲ Seitenindex Wichtige Themen unserer bisherigen Forschungen Zum Aufbau und Inhalt der Thidrekssaga (Dietrichs-Sage) Die Thidrekssaga – also die Dietrich-Sage oder die Sage um Dietrich von Bern – zeichnet sich durch einen wohlgeordneten und durchdachten Aufbau aus. Der Hauptstrang der Erzählung bildet die Geschichte des Dietrich von Bern – seine Vorfahren, Jugendabenteuer, seine Vertreibung und Flucht aus seinem Reich, seinem Exil beim Hunenkönig Attala in Susat, sein erster vergeblicher Versuch, sein Reich wieder zu erlangen, sein zweiter erfolgreicher Versuch und schließlich sein Ende. Ein Nebenstrang beinhaltet die Geschichte von den Niflungen und Siegfried dem Drachentöter. Ein weiter Nebenstrang beschäftigt sich mit dem Hunenkönig Attala, seinen Kämpfen mit Rytzen und Wilzen. Diese Stränge sind miteinander verknüpft und haben ihren Kulminationspunkt in der Erzählung von dem Untergang der Niflungen in König Attalas Susat, so durch Kriemhilde, seine Frau und Siegfrieds Witwe. Mit diesen Erzählungen sind weitere mehr oder weniger lose verknüpft: wie die Geschichten von Wieland dem Schmied, von Walther und Hildegund, von Apollonius und Iron, von Herburt und Hilde, und noch weiteren. Zu diesen Themen sind bereits viele Artikel im BERNER erschienen sowie in unserer Ausgabenreihe „Forschungen zur Thidrekssaga“, z. B. im Band 3 „Die Wilkinensage. Schlüssel zur unbekannten Frühgeschichte der Niederlande und Belgiens?“ (2006). Oralitätsforschung Sagen, die „historischen Nachrichten“ der frühen Zeit wurden oral – also mündlich, wie das Wort verrät – weitergegeben, mitunter über viele Generationen und Jahrhunderte. Für die Thidrekssaga gilt dies mindestens seit dem 5. Jahrhundert, bis sie in ihre Schriftform „gegossen“ wurde, vermutlich erstmals im 12. oder spätestens im 13. Jahrhundert. ‚Oralität‘ war und ist ein wichtiges Forschungsfeld für „geschichtliche Überlieferungen“. Der bekannte Historiker Johannes Fried hat 2004 ein Buch mit dem programmatischen Titel „Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik“ vorgelegt, eine kritische Wertung der Oralität an sich, die den Forschungsansätzen der Sagenforscher'innen aus unserem Kreis widerspricht oder zumindest einschränkt. In unserem Periodikum DER BERNER (Nr. 18, 2005), wurden die Thesen Frieds vorgestellt, diskutiert und teilweise auch widersprochen (DER BERNER Nr. 19, 2005). Weitere Beiträge folgten hierzu im BERNER und in den „Forschungen zur Thidrekssaga“, Band 3: „Die Wilkinensage“. Zu Völkern, Orten und Landschaften der Thidrekssaga Die Thidrekssaga nennt Völker, Orte und Landschaften, wo die berichteten Ereignisse der Sage stattfanden. Sie nennt Hunen, Aumlungen, Torkerer und andere, nennt Orte wie Bern, Susat, Rom, sie nennt Landschaften wie Hesbanien, Puli, den Lurawald; sie nennt auch Flüsse wie Rin, Duna, Musula. Diese umreißen den ‚Sagenraum‘ der Thidrekssaga. In der akademischen Forschung steht quasi dafür ganz Europa. Heinz Ritter-Schaumburg konnte jedoch zeigen, dass sich ihre inhaltlichen Darstellungen auf die Region zwischen Maas und Westfalen, der Mosel und dem Nordsee-Raum beziehen, den Mittel- und Niederrhein als Hauptschauplätze der Sage. Die Forschung im Dietrich-von-Bern-Forum hat diesen Raum bestätigt, auch viele der Ortsidentifikationen Ritters, aber auch Korrekturen an seinen Darlegungen eingebracht. Im BERNER gibt es mehrere Beiträge zu diesem Thema, z. B. in den Heften 20 (2005) 26 (2006), 40 (2010), 59 (2014) und anderen, oder in den „Forschungen zur Thidrekssaga“. Zur Handlungszeit der Thidrekssaga Die Geschichte der Thidrekssaga spielte nicht nur an gewissen Orten, sondern auch zu einer gewissen Zeit. Während Teile der Forschung den Handlungsablauf der Sage sich über mehrere Jahrhunderte erstrecken lassen, bezieht sich Heinz Ritter-Schaumburg auf eine Zeitspanne von etwa drei Generationen, die er ins 5. und 6. Jahrhundert setzte. Im Großen und Ganzen erscheint uns dieser Zeitbereich am zutreffendsten. Über die Details wird im Dietrich-von-Bern-Forum aber auch diskutiert und neu thematisiert, und zwar sowohl im BERNER als auch in den „Forschungen zur Thidrekssaga“. Mythologisches in der Thidrekssaga Die Thidrekssaga vermittelt nicht nur geografisch-historische Nachrichten aus der Frühzeit, sondern auch Mythologisches aus dem Fundus germanischer und anderer Volksstämme, wie Götter- und Heroen-Überlieferungen. Beispiele hierfür finden sich bei dem Schmied Wieland, teilweise auch bei dem Drachentöter Siegfried, oder in den Jugendabenteuern Dietrichs von Bern. Die hierzu von verschiedenen Autor'inn'en aufgestellten Thesen finden im Forum nicht nur Zustimmung, sondern auch kritisches Auseinandersetzen. Zeitschichten in der Thidrekssaga („Sagen-Archäologie“) Die Forscher'innen des Dietrich-von-Bern-Forum beschäftigt die Frage, wann und wie die Thidrekssaga aus kleinen Anfängen entstanden ist, wie sie sich weiter entwickelte, anschwoll und wie, wann und warum welche Inhalte letztendlich aufgenommen wurden. Ein wichtiges Hilfsmittel zum Verständnis sind die offensichtlichen Zeitschichten in der Thidrekssaga. Diese lassen sich allerdings modellabhängig darstellen, je nachdem, ob man etwa die chronologischen, geographisch-politischen, kulturhistorischen, sozialgeschichtlichen Schichten (etc.) betrachtet. Aber auch zu dem, was in verborgener Weise in der Thidrekssaga enthalten sein könnte — das, was einst nur für kundige Ohren verständlich war, so die direkten und indirekten Anspielungen auf historische Personen und Ereignisse. Zum realen Leben im Mittelalter Die Thidrekssaga vermittelt Einblicke über Völker, Herrschaftsformen, soziales und kulturelles Leben, auch von Glaubensvorstellungen, von Handel, Technik, usw. Das beginnt im 4./5. Jahrhundert und reicht bis ins Hochmittelalter. Dabei ist es keineswegs Ziel der Thidrekssaga, solches Wissen zu vermitteln, es wird ‚en passant‘ mitgeteilt. Auch dazu gewährt uns die Thidrekssaga interessante Einblicke in ihre Zeitschichten. Um ein Beispiel zu geben: Die Saga gibt erschöpfende Auskunft über die Wappen der Helden aus der Frühzeit der Sage, jedoch gilt die Heraldik nach unserem Verständnis als eine Schöpfung des Hochmittelalters. Hierzu kann über die Entstehungsgeschichte der Sage einiges gesagt werden, nämlich, dass sie keineswegs als eine statische Schöpfung anzunehmen ist, sondern dass bis zu ihrer schriftlichen Fixierung ergänzende Traditionskreise herangezogen und verarbeitet wurden – ohne dass, wie wir davon ausgehen, dadurch die inhaltlichen Kerne der Sage verloren gingen. Entstehung und Überlieferungsgeschichte der Thidrekssaga (Ths) In enger Verbindung mit Zeitschichten-Untersuchungen steht die Erforschung der Überlieferungsgeschichte der Thidrekssaga. Hier stellt sich die Frage, wie das entstanden ist, was wir mit den archivierten Schriftzeugnissen der Thidrekssaga in unseren Händen haben – ob und wie die verschiedenen Versionen der Thidrekssaga voneinander abhängen, welche Zwischenstufen es gibt oder geben muss, wann und wo die schriftliche Urfassung angefertigt wurde, über welche örtlichen Stationen sie durchlief, wer sie angefertigt hat oder sie anfertigen ließ, etc. Mit diesem Thema befasst sich Band 6 der „Forschungen zur Thidrekssaga“ (2010) unter dem Titel „Zum Werdegang der Thidrekssaga“. Die schriftlichen Überlieferungen der Thidrekssaga Eng verbunden mit dem vorangehenden Thema ist aber auch die Problematik ihrer zeitlich und inhaltlich zu unterscheidenden Verschriftlichungen, die uns in mehreren Schriftfassungen vorliegen. Die älteste überliefert in altnorwegischer Sprache aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts: die „Þiðriks saga af Bern“, die sogenannte „Membrane“ (Mb) auf Pergament. In Altschwedisch verfasst wurde die Papierhandschrift „Didrikskrönikan“ oder „Sagan om Didrik af Bern“, die nach Ritter sog. „Svava“ (Sv, eigentlich Svensk) aus dem 15. Jahrhundert. Aus dem Altisländischen stammen zwei handschriftliche Versionen der Thidrekssaga, die Handschriften A und B, Kopien davon wurden im 17. Jahrhundert niedergeschrieben. Darüber hinaus gibt es weitere Versionen, wie die isländisch / schwedische Handschrift C (ca. 1680) und eine Anzahl von Fragmenten. Diese Überlieferungen erzählen, allerdings mit Abweichungen und unterschiedlichen Textlängen, sinngemäß in etwa das gleiche. Alleine die Erforschung der Entstehung und Überlieferung der Handschriften der Thidrekssaga sind eine ‚Aventiure‘ für sich. Die genauen Entstehungsorte und -zeiten sind umstritten und immer noch in der Diskussion. Für die Membrane wird als Entstehungsort der Hof von König Hákon Hákonarson (*1204, † 1263) im norwegischen Bergen vermutet, allerdings mit einiger Unsicherheit. Aufbewahrt werden die hier genannten Handschriften in Archiven in Stockholm und Kopenhagen. Weiteres und Näheres kann dem oben genannten Band 6 der „Forschungen zur Thidrekssaga“ entnommen werden. ▲ Seitenindex Mögliche Themen gegenwärtiger und künftiger Forschungen Wo stehen wir jetzt ? Zurzeit wird immer noch sehr viel Detailarbeit am Darstellungsspektrum der Thidrekssaga geleistet, denn sie kann unter vielfältigen Aspekten untersucht und erforscht werden. Beispiele für aktuelle Forschungen sind „Montan-Wirtschaft“ (Bergbau und Verhüttung) der Spätantike und dem Frühmittelalter und ihre Bedeutung für die Thidrekssaga. So interessiert uns etwa die Frage, wie die Montan-Wirtschaft in die Sage von Wieland dem Schmied hineinspielt, oder welche Rolle sie für im Rheinland ansässige Kleinfürsten (Foederaten) des ausgehenden Römerreiches spielte. Eine schon immer interessierende Frage war die nach den Altwegen, auf denen die Völker und Helden der Thidrekssaga ritten und stritten. Und es gibt sie noch immer, manches Mal versteckt in der Landschaft, zum Teil überbaut mit modernen Landstraßen oder als Feld- und Waldwege und Pilgerstraßen genutzt. Hier gilt es, Zusammenhänge zur Thidrekssaga zu entdecken und zu erforschen – ein weites Feld ! Wir sind hier mitten in der Forschung ! Zukünftige Forschungen Zukunft lässt sich nicht einfach planen, aber man kann sich einiges vornehmen. Selbstverständlich wollen wir die Pfade, die wir so erfolgreich beschritten haben, auch weiterhin beschreiten. Ein wichtiges Gebiet ist z. B. die wechselseitige Beeinflussung von Sage–Literatur–Geschichtsschreibung. Wie hat die Sage auf die Geschichte und Geschichts-Schreibung selbst gewirkt? Wie etwa wurde die Dichtung Wolframs von Eschenbach durch die damals allgegenwärtige Heldensage beeinflusst ? Was dachte sich Karl der Große dabei, als er nach Rom zur Kaiserkrönung fuhr, oder als er das Standbild Theoderichs als vermeintlicher Dietrich von Bern von Ravenna nach Aachen bringen ließ? Die ‚antike Reichsidee‘ Karls war durchaus von Heldensagen, den Erzählungen über Dietrich von Bern, beeinflusst. Aber das ist nur ein willkürlich ausgewählter Aspekt dessen, was es noch alles zu erforschen gibt. Aber bestimmen Sie doch selbst mit, wohin die Reise „Heldensagen-Forschung“ gehen soll, und darum … Mut zum eigenen Forschen ! Bei uns kann jeder mitmachen, der an Heldensagen und Geschichte interessiert ist oder dazu selbst etwas beitragen möchte. Das ist einfacher, als man es als Außenstehende Daher – nur Mut: Sie bringen neue Ideen in die Forschung ein und gehen neue Wege, genau das brauchen wir. Das Dietrich-von-Bern-Forum unterstützt und fördert Sie hierbei. So können wir uns gegenseitig ‚befruchten‘ und unsere Forschungen weiter befördern. Und noch etwas: Bei uns gibt es die Freiheit des Forschens ohne die Zwänge des universitären akademischen Betriebes. Glück auf ! Das ist der deutsche Bergmannsgruß. Er drückt auch für uns den Wunsch nach dem Auffinden neuer „Erzgänge“ aus. In diesem Sinne wünscht das Dietrich-von-Bern-Forum Glück auf neue ergiebige „Schürfungen“ in der Erforschung der Heldensagen und der Frühgeschichte. Forschungsprogramme
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